THCjd – ein neues Cannabinoid

THCjd ist eine relativ neue Substanz auf dem Markt und es ist nicht viel über sie bekannt. Da wir ab und zu Anfragen zu der Substanz erhalten, haben wir recherchiert und in diesem Artikel die wichtigsten Fakten zu diesem Cannabinoid zusammengetragen.

Was ist THCjd?

THC-JD ist ein psychoaktives, synthetisches Cannabinoid, das spätestens seit 2020 in den USA und auch seit einiger Zeit in Europa vertrieben wird. Es wird als legale, high-machende Alternative zu den bereits bekannten Cannabinoiden HHC und THC-P vermarktet. Tatsächlich ist völlig unbekannt, um welche Substanz es sich bei THCjd handelt, denn THCjd ist lediglich ein Markenname ohne wissenschaftliche Bedeutung. Laut unserer Recherche in einigen Foren soll es sich bei „JD“ um die Initialen eines New Yorkers handeln, der die Substanz auf den Markt gebracht hat. Der echte Name der Verbindung wird absichtlich geheim gehalten. Dennoch wird immer wieder eine Substanz mit THCjd in Verbindung gebracht: THC-Octyl.

 

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Die Isomere (Verbindungen mit gleicher Summenformel) d8-THC-Octyl und d9-THC-Octyl unterscheiden sich nur durch die Position einer Doppelbindung.

THC-Octyl ist seit 1942 bekannt[1] und ein Homolog (ähnlicher Stoff) des THC. Es kommt in mehreren Varianten vor. Die wichtigsten davon sind d9-THC-Octyl und d8-THC-Octyl, die sich nur sehr geringfügig unterscheiden. Charakteristisch für THC-Octyl ist die Seitenkette bestehend aus 8 Kohlenstoffen. Zum Vergleich: normales d9-THC hat eine Kette mit 5 Kohlenstoffen, THC-P hat 7 und d9-THC-Octyl hat nun 8. Ansonsten sind diese 3 Verbindungen ident. Die unterschiedliche Länge der Kohlenstoffkette hat jedoch eine große Auswirkung auf die Bindungsaffinität zu den Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2.
Die d8-Variante ist auch unter dem Namen JWH-138 bekannt und wurde 1999 zusammen mit über 450 anderen Cannabinoiden vom Chemiker John W. Huffman synthetisiert[2]. 
THC-Octyl ist nicht dasselbe wie THC-O. THC-O bzw. THCOA steht für THC-O-Azetat, den Azetatester von THC. THC-O ist, im Gegensatz zu THC-JD, nicht signifikant psychedelisch[3].

Wie wirkt THCjd?

THC-JD wirkt stark psychoaktiv, auf dem Markt wird es als 19 Mal stärker als d9-THC beworben[4]. Dies wird mit einer höheren Bindungseffizienz an die Cannabinoid-Rezeptoren erklärt. Da die Wirkung auf den Menschen nicht erforscht ist, kann keine Aussage zu potentiellen Nebenwirkungen gemacht werden. Auch Berichte von Personen, die die Substanz ausprobiert haben, können nur schwer eingeordnet werden, da sowohl Dosis, als auch Inhalt von THCjd-Produkten oft nicht den Angaben auf der Verpackung entsprechen, denn für diese Produkte gibt es de facto keine Qualitätskontrolle. Im Allgemeinen dürften aber, abgesehen von dem High-Gefühl, Nebenwirkungen ähnlich wie bei einer hohen Dosis THC auftreten:

  • Trockener Mund
  • Rötung der Augen
  • Desorientierung und Übelkeit
  • Angstzustände

Ist THC-JD in Österreich legal?

DISCLAIMER: Dies ist keine verbindliche Rechtsauskunft!
Da die genaue Substanz unbekannt ist, lässt sich auch nichts Definitives über den Legalitätsstatus aussagen. Nimmt man jedoch an, dass es sich um d8-THC-Octyl handelt kann man aufgrund dieser Annahme Folgendes feststellen:

In der „Neuen-Psychoaktive-Substanzen-Verordnung“(NPSV) sind in Anlage II mehrere Chemische Substanzen aufgelistet, die als verbotene psychoaktive Substanzen definiert werden[5]. Unter Punkt G findet sich dort die Verbindung „Tetrahydro-6H-Benzo[c]Chromen-1-ol“. Das ist die Grundstruktur von THC. D9-THC-Octyl und im Übrigen auch THC-P teilen sich ebenfalls diese Grundstruktur und haben lediglich einige Substituenten, die in §1 (2) aufgeführt sind. Da die Verordnung auch Isomere umfasst, betrifft das auch die d8-Variante. In der Abbildung unten sind die verbotene Grundstruktur, sowie d8-und d9-THC-Octyl aufgezeichnet. Die Abweichungen (Substituenten) sind rot markiert.
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THC-Octyl ist also vom Gesetz erfasst. Es handelt sich dabei um dieselbe Verordnung, mit der im März 2023 HHC verboten wurde (Anlage II Abs.1 Punkt L). Jedoch ist im „Neuen-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz“(NPSG) der Begriff „Substanz“ jedoch so definiert, dass er nur „synthetisch hergestellte chemische Verbindungen“ umfasst[6]. Hier könnte ein Schlupfloch liegen, denn viele exotische Cannabinoide kommen zumindest in Spuren in der Pflanze vor. THC-P wurde bereits in geringsten Mengen (0,0023% – 0,0136%) in THC-dominanten Strains von Cannabis gefunden[7]. Dasselbe wurde jedoch noch nicht für THC-Octyl nachgewiesen.

Verursacht THCjd einen positiven Drogentest?

THC-Tests weisen meist den Hauptmetaboliten, die Säureform THC-COOH nach. Bei manchen Tests werden jedoch auch andere Cannabinoide erfasst. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit, ist es durchaus wahrscheinlich, dass der Körper nach einem THCjd-Konsum ähnliche Metaboliten bildet und ein Test positiv ausschlägt. Analog ist das auch bei HHC oder THC-P der Fall. THCjd ist wie THC fettlöslich und kann daher lange Zeit im Körper verbleiben.

Referenzen

1) Adams R, Loewe S, Smith CM, McPhee WD (1942) „Tetrahydrocannabinol Homologs and Analogs with Marihuana Activity. XIII” JACS 64(3): 694 – 697. doi: 1021/ja01255a061

2) Martin BR, Jefferson R, Winckler R, Wiley JL, Huffman JW, Crocker PJ et al. (1999) „Manipulation of the tetrahydrocannabinol side chain delineates agonists, partial agonists and antagonists”. The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics 290(3): 1065 – 1079 https://jpet.aspetjournals.org/content/290/3/1065.long

3) Kruger DJ, Bone CC, Meacham MC, Klein C, Kruger JS (2023) „THC-O-Acetat: Scarce Evidence for a Psychedelic Cannabinoid“. Psych Drugs 1-5. doi: 10.1080/02791072.2023.2230573

4) https://www.laweekly.com/thcjd-what-is-it/

5) Neue-Psychoaktive-Substanzen-Verordnung (NPSV) https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20007642 abgerufen am 25.03.2024

6) Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz (NPSG) §1 Punkt 3 https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20007605 abgerufen am 25.03.2024

7) Bueno J, Greenbaum EA (2021) „(-)-trans-Δ9-Tetrahydrocannabiphorol Content of Cannabis sativa Inflorescence from Various Chemotypes“. Journal of Natural Products 84(2): 531 – 536 doi: 1021/acs.jnatprod.0c01034